Wie sehen die Zürcher Kirchgemeinden künftig aus? Wohin steuert die Landeskirche mit dem Projekt KirchGemeindePlus des Kirchenrats? Die Meinungen über Notwendigkeit und Sinn von Gemeindefusionen gehen weit auseinander. Lesen Sie sechs verschiedene Gesichtspunkte – und äussern Sie im Kommentarfeld unten Ihre Meinung!

Mehr Leben in der Kirchgemeinde

Gott liebt uns Menschen. Kirchgemeinden sind dazu da, dies zu verkündigen. Grössere Gemeinden können eher auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitglieder eingehen, sagt Kirchenrats-
präsident Michel Müller.

Wir reagieren – und das ist dringend nötig – auf den Rückgang an Mitgliedern und an Mitteln. Der Trend ist nicht umkehrbar. Wir müssen etwas tun. Unser Projekt KirchGemeindePlus ist aber mehr als eine Reaktion: Der Kirchenrat schlägt für die Struktur der Landeskirche einen grossen Schritt vor, damit Kirchgemeinden nicht nur den Rückgang aufhalten können, sondern auch in der Lage sind, wieder vermehrt vielseitig und flexibel auf die Bedürfnisse der Mitglieder einzugehen. Mehr

Grösser – und weiter weg

Eine Grosskirchgemeinde, die das Gebiet mehrerer politischer Gemeinden umfasst, mag Vorteile haben. Doch sie motiviert nicht zum aktiven Mitmachen, meint Thomas Illi, Präsident der Kirchenpflege Bubikon.

Auch nach einem Zusammenschluss von kleinen und mittleren Kirchgemeinden zu grösseren Gebilden wird es in jedem Dorf ein kirchliches Angebot geben. Das steht ausser Frage. Und trotzdem würde eine solche Strukturreform die kirchliche Landschaft ausserhalb der Ballungszentren nachhaltig verändern – meines Erachtens nicht zum Vorteil. Denn bisher werden Kirchenpflegen und Pfarrämter als Institutionen der Gemeinde wahr- und ernstgenommen. Mehr

Was gewinnt die Diakonie?

Wenn sich kleinere Kirchgemeinden mit anderen zusammen-schliessen, können Ressourcen für Projekte frei werden. Für die Sozialdiakonin und Religionslehrerin Hanna Marty macht dies Sinn.

Seit 1998 gibt es in unserer Landeskirche die Diakonatskapitel. Das war ein Meilenstein in der Anerkennung eines „jungen“ Berufes. Das Diakoniekonzept, im letzten Jahr erschienen, zeigt den einzelnen Kirchgemeinden auf, wie sie bewusster diakonische Arbeit und Projekte angehen und bekannt machen können. Mehr

Die Zukunft gestalten

Der Kirchenrat will „lebendige Gemein-
den“ erhalten und fördern. Kleinere Kirchgemeinden sollen fusionieren – für Bezirkskirchenpfleger Viktor Juzi eine Chan-
ce, die zu nutzen
ist.

Es geht im Projekt KirchGemeindePlus nicht um eine Optimierung von Bestehendem, sondern um einen Aufbruch. Der anhaltende Schwund von Mitgliedern und Mitteln und das Wegbrechen der mittleren und jüngeren Generation reissen Lücken. In den Kirchgemeinden fehlen vermehrt geeignete Personen. Mehr

Koinonia: Die Kirche gehört ins Dorf

Bevor viel Geld für die Übung KirchGemeindePlus aufgewendet und in den Sand gesetzt wird, sollte der Souverän, das Kirchenvolk, darüber abstimmen. Dies regt Jörg Leuthold an, Pfarrer in Rickenbach bei Winterthur.

In der Antwort auf das Postulat „Kleine Kirchgemeinden stärken“ hat der Kirchenrat vorgeschlagen, dass man diese abschafft. Eine überfahrene Synode hat im September 2012 für den Prozess grünes Licht gegeben. Das normale Kirchenvolk ist in der Synode kaum vertreten. Darum schlage ich vor, dass zuerst demokratisch über das Projekt ‚KirchGemeindePlus‘ abgestimmt wird. Mehr

Projekt verfehlt das Hauptproblem

Die Krise der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich ist offensichtlich. Der Kirchgemeindeprä-
sident Huldrych Thomann fordert, dass die Kirche mehr Präsenz markiert und mehr menschliche Nähe schafft.

Die Krise widerspiegelt sich unter anderem in der Tatsache, dass jedes Jahr zahlreiche Menschen aus der Kirche austreten. Alle Kirchenverantwortlichen müssen sich diesem Problem stellen und nach Lösungen suchen. Warum verlieren denn heute so viele Menschen ihren Bezug zur Kirche? Mehr

 

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Wenn Kirche sich verändern muss, weil die Menschen sie als überflüssig erachten, frage ich mich, wieviel Struktur-Veränderungen motivieren, sich ihr wieder zu nähern. Sicher ist dies nicht ausgeschlossen. Fehlen heute in der Gesellschaft nicht vielmehr vertrauliche Beziehungen? Ich denke, dass grössere Kirchen eher in der Gefahr stehen, den Einzelnen aus den Augen zu verlieren. Im Suchen nach Lösungen wünsche ich viel Weisheit. Gottes Segen!
    K. Safari-Mai

  • Der Strukturwandel ist angezeigt und somit unumgänglich: Weniger Mitglieder, weniger Geld…
    Wir können uns in Zukunft einfach nicht mehr alles leisten und das kann eine Chance sein, auch mögliche “angefressene” Pfunde zu verlieren: Mit dem Strukturwandel könnte auch eine Besinnung auf den Inhalt erfolgen: Was ist der Auftrag unserer Kirche? Es gilt hier nach rechts gegenüber einem voraufklärerischem Fundamentalismus (keinerlei Bibelkritik) und auch nach links gegenüber einem Ultraliberalismus (z.B. Fengshui und schamanistische Rituale in der Kirche) Grenzen zu ziehen. Auch das Bild eine Gemeinde-eine Kirche-ein Pfarrer ist zu überdenken.
    Was ich mir wünsche, ist mehr Sachlichkeit in der Diskussion: Der Kirchenrat soll die Karten auf den Tisch legen und klipp und klar darlegen, dass es aus Sparmassnahmen zum Strukturwandel kommt. Jetzt können die Gemeinde noch miteinander diskutieren und aushandeln, was ihnen wichtig ist und was verhandelbar. Am Ende wird der Kirchenrat im Verbund mit der Synode wie in St. Gallen reformunwillige Gemeinden aber “zwingen” müssen…
    R. Portmann, Volketswil

  • Sicher spielen viele Themen eine Rolle (aktuelles Angebot, Schrumpfungsprozess, Finanzen, vermehrte Zusammenarbeit zwischen Kirchgemeinden, Altersentwicklung usw.). Letztlich geht es aber doch einfach um den Gemeindebau. Wie offen und flexibel ist die Landeskirche dabei für Veränderungen, für Experimente, für den Einbezug von Freiwilligen usw.?

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Menü